Venray – The fast and the furious
Venray – The fast and the furious
“Und eins wird dir jeder richtige Rennfahrer sagen: Egal ob du 1mm oder 1 Kilometer Vorsprung hast, gewonnen ist gewonnen”
Heute ist mir der Sinn nach unkonventionellem! Abweichend von herkömmlichen Touristenrouten Radle ich über „Stock und Stein“, und lasse mich überraschen wie sich mir die Region Venray von ihrer zeitgenössischen Seite zeigt.
Limburg – die südlichste der zwölf Provinzen der Niederlande. In ihr, ca. 30 Kilometer von der Deutschen Grenze entfernt, liegt die Gemeinde Venray. Mit ihren 10 Dörfern hat die Region schon einiges zu bieten. So auch das Dorf Ysselsteyn! Mitten im Naturschutzgebiet „De Peel“ liegt versteckt „Europas schnellste ½ Meile“. Hier treffen sich die “Könige des Ovals” im Circuit de Peel um sich mit Ihren V8- Fahrzeugen das „Große Oval“ zu teilen – Mit immer dem gleichen Problem: Ein jeder will mit dem nötigen Respekt seiner Aspiranten der schnellste sein.
Das kurze Oval befindet sich innerhalb des 1/2-Meilen-Ovals. Es ist die berüchtigte ¼ Meile. Erfahrene Fahrer mit mehr als 600 PS starken Stockcars (Full Contact Class) oder National Hotrods fahren auf dieser Strecke. Obwohl ein Crash oft unvermeidlich erscheint, schaffen es diese Matadore oft, ihre Autos unbeschädigt durchs Rennen zu bringen. Lautstärke, der Geruch nach Gummi und die hohen Geschwindigkeiten machen den „Speedway Venray“ zum echten Mythos der Region!
Direkt hinter dem Speedway am Kempkensberg befindet sich das niederländische Luftverteidigungskommando. Das Kommando arbeitet mit gemischten Personal aus den Land- und Luftstreitkräften sowie den Patriot-, NASAMS- und Stinger- Waffensystemen. Auch eine deutsche Einheit ist dort stationiert. Noch weiter dahinter, im Wald verborgen und nicht einsehbar, befindet sich das „Vorgotten Airfield – De Peel“ auf dem Gebiet der heutigen Generalleutnant-Best-Kaserne. “De Peel”, ICAO: EHDP war eine “Reserve” – oder “schlafende” NATO-Air Base. Es wurde 1954 im Rahmen eines NATO-Masterplans gebaut, in dem das niederländische Kriegsministerium die Anordnung erhielt, die Anzahl der Luftwaffenstützpunkte zu erhöhen. Ab 1973 wurden aus NATO-Mitteln gehärtete Flugzeugunterstände (HAS) an der Basis gebaut. Ursprünglich sollte der Flugplatz eine Reihe größerer Unterstände erhalten und auch amerikanische Flugzeuge aufnehmen. Die abgelegene Lage des Flugplatzes schloss dies jedoch letztendlich aus. Heute möchte man den „vergessenen“ Flugplatz reaktivieren, um Übungsflüge möglich zu machen. Die Landebahn hat eine Asphaltierte Länge von 2988m und ist 45 Meter breit.
Verlässt man den Kempkensberg so hat einen die Natur „De Peel“ wieder fest im Griff. Ich fahre durch Wälder und durch Heidelandschaften. Das heutige Naturschutzgebiet war einst Hoochmoorgebiet und diente der Torfgewinnung. Heute ist es ein Brutgebiet für Hunderte von Sumpf- und Wasservögeln. Da diese Art der Gebiete kaum für Vieh- und Ackerzucht zu gebrauchen sind, sind es die Schaafe die die Landschaft nach Trockenlegung geprägt haben.
Kommt man in die kleinen Städtchen, so fällt schnell auf das „Orange“ die wohl meist verkaufte Farbe im Wimpel-Fachgeschäft des Vertrauens ist. Überall sind die Straßen zur Frauen Fußball WM geschmückt. Hier wird zu den Übertragungszeiten gemeinsam auf den Straßen gefeiert und auf Nachfrage wie denn der Frauenfußball bei der Bevölkerung ankommt, bekomme ich eine konkrete Antwort, die das Gemeinschaftsgefühl der Niederländer nicht besser wiederspiegeln könnte: „Echte vrouwen Dragen Oranje!“
Ein bisschen „Freaky“ wird’s hingegen im Odapark Venray. Der Odapark befindet sich am Zentrumsrand von Venray, und beinhaltet folgende Legende: Saint Oda, der Schutzpatron der Blinden und Sehbehinderten. Der Legende nach wurde Oda um das Jahr 680 als schottische königliche Prinzessin blind geboren und führte ein zurückgezogenes Leben, das dem Gebet gewidmet war. Am Ende ihrer Kindheit schickte ihr Vater sie auf eine Pilgerreise, um das Grab von Saint Lambert oder Maastricht zu besuchen, wo viele Heilungswunder geschahen und Oda ihr Augenlicht wiedererlangte. Zu Hause in Schottland erwartete der Vater, dass er wie eine echte Prinzessin auf ein gutes Eheband achtet, aber Oda setzte ihr einsames Leben außerhalb der schottischen Gemeinschaft fort, noch mehr im Dienste Gottes als zuvor. Als der Vater Oda gegen ihren Willen heiraten wollte, floh sie über die Nordsee zum Festland, wo sie eine Pilgerreise nach Rom antrat. Nach vielen Spaziergängen ließ sich die Prinzessin in Rode nieder, wo sie weiterhin als Einsiedlerin lebte und um 726 starb. Nach ihrem Tod wurde Rode zu ihren Ehren in Sint Oedenrode umbenannt und an ihrem Wohnort begraben. Als nachts ein helles Licht über ihrem Grab erschien, galt dies als Zeichen der Heiligkeit, und seitdem kamen Anhänger aus nah und fern in großer Zahl zu ihrem Grab, um Trost und Heilung zu finden. Der Legende nach ereigneten sich viele Wunder, und die Menschen ließen ihre Hilfe wie weiße Stöcke an ihrem Grab. So wurde Oda der Schutzpatron der Blinden und Sehbehinderten.
Heute ist der Odapark eine bekannte Anlaufstelle für Künstler. Schon die Beschreibung lässt erahnen was sich dort vor Ort vorfinden wird:
>>Durch die bildende Kunst zeigt Odapark eine eigene und eigenwillige Vision. Diese könnte man als eine, die die Erblindung verhindert, beschreiben. Und in jedem Fall ist es ein Krieg von blinden Flecken. Das „Sehen wollen“ und das Begreifen des breiten Kontextes der Realität wird als Leitfaden betrachtet. Ein wichtiger Anschlusspunkt ist dann auch in der weltlichen Realität zu finden. Es wird darin nicht nur das Schöne gesucht. Der konzeptionelle Ansatz der Kunst steht im Mittelpunkt. Es steckt eine Idee beim Odapark dahinter und Humor kann dabei von großer Bedeutung sein<<
Quelle: ODAPARK
Mit den Worten vom französischen Autor und Künstler Michel Houellebecq >>Leg den Finger in die Wunde und drück gut hart zu. Nimm die Themen auf, von denen niemand hören will. Zeige die Rückseite der Fassade…. denn die Kunst ist nicht von der Welt getrennt, in der wir leben. Es ist nur ein Versuch, die Welt über den Umweg der Phantasie besser zu verstehen….<<
Mit meinen Worten: Wer einen 1:1 Kampf zwischen Fastfood und Slow Food sehen möchte, sich öffnet und sich auf die skurrilen Kunstwerke halbwegs einlässt, dem wird der ODAPark schmunzelnd in Erinnerung bleiben.
Die Nähe zur Maas, die schönen Felder und Radwege rundet die Tour um Venray ab. Vorbildlich werden die E-Autos der Stadt in Reih und Glied geladen, und auch sonst ergeben die Städtchen einen schönen Mix aus neuen und alten Gebäuden. Nice to see ist auch die Halbruine „Kasteel Geijsteren” 1 Millonen Euro verschlang die Restaurierung an Subvenzionen. Das Kastellist aus dem Jahre 1200 und wurde 2010 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Fazit:
Wer Venray beradelt braucht nicht zwangsläufig “Fast” zu sein. Auch wird von niemanden eine “Furchtlosigkeit” erwartet. Es ist schön die Entspanntheit der Niederländer zu Beobachten.Nahezu “lässig” (im positiven Sinne) werden Bürger, Natur und das Stadtleben “In Schuss” gehalten. Wer meint er könne sich nun eine “Scheibe davon abschneiden” sollte vielleicht im Vorfeld das Schneidrad direkt auf Maximaler Größe stellen. Denn diese Scheibe kann für mach einen heimischen Stadtentwickler nicht dick genug werden!