“Veur Lent” ein Kaiserschnitt in die Natur.
“Veur Lent” ein Kaiserschnitt in die Natur! [Eine Tour aus 2016] Wenn man die erste ernstzunehmende Stadt in den Niederlanden, kurz hinter Kleve am Niederrhein einmal genauer betrachtet, so wird man feststellen, das sich dort an der Waal so einiges verändert hat. Nimwegen als älteste Stadt der Niederlande in der Provinz Gelderland hat seine Hochwassergrenzen in den 90 gern von der Natur aufgezeigt bekommen, und nachdem damals knapp 250.000 Menschen evakuiert wurden, war auch dem letzten Bewohner klar, das ein Kampf „gegen“ dem Hochwasser für die Zukunft aussichtslos sein wird. Da der gemeine Niederländer aber gerne und schnell handelt wurde ein neue Plan geschmiedet, und man entschied sich auf besonderer Art und Weise „mit“ dem Hochwasser zu leben!
Wir alle kennen Bob den Baumeister! Gemeinsam mit seiner Partnerin Wendy und den sprechenden Fahrzeugen und Geräten erledigt er alle Arbeiten, die in der kleinen Gemeinde anfallen. Dabei stehen Konfliktauflösung, Teamarbeit, soziales Verhalten und andere Kompetenzen im Vordergrund. Die Vermittlung dieser Fähigkeiten geschieht durch Geschichten vom Reparieren, Bauen, Baggern, Malern, Klempnern bis hin zum Gartenbau. Bob und sein Team sind immer zur Stelle, wenn sie gebraucht werden. Die zweifelnde Frage „Können wir das schaffen?“ wird meist im Chor mit einem zuversichtlichen „Yo, wir schaffen das!“ beantwortet. Ein Kind lässt sich auf dieser Art sehr zuversichtlich beeindrucken, ein Erwachsener hingegen braucht im realen Leben schon mehr Überzeugung. Der sicherste Weg zur absoluten Beeindruckung ist auf jeden fall das Projekt “Veur Lent”. Denn hier krempelt der Niederländer auf bester “Bob der Baumeister” manier seine Ärmel hoch und zeigt der Welt wie man ein gigantisches Projekt umsetzt.
Bis 2019 werden mal kurzerhand 2,9 Milliarden Euro vom Sparbuch abgehoben, und mit vereinten Kräften wurde in Nimwegen der vorhandenen Deich um 350 Meter nach Norden verlegt und in der Biegung der Waal (NL Rhein) ein etwa drei Kilometer langer Seitenarm in die Erdkruste gestanzt. Die Waal sank wie geplant um mehr als 30 Zentimeter ab. Das dabei in der Waal eine Insel als Nebenprodukt entsteht ist natürlich gewollt, aber das darauf ein komplettes Neubaugebiet schlüpft ist schon einzigartig.
Auf meiner Tour bin ich etwas abseits von Nimwegen in dem Vorort Beuningen gestartet. Von dort aus geht es über die Waal Brücke in Richtung Lent, wo man über viele neue Brücken zur „Lenter Insel“ wieder zurück nach Nimwegen – Beuningen kommt. Deiche so weit das Auge reicht. Die Region wird landwirtschaftlich von Apfel- und Bambusabbau bestimmt, und es macht Spaß, im Hintergrund die Skyline von Nimwegen mit seiner stolzen Promenade, der „Waalkaade“ zu betrachten.
Schleusen, super moderne Gebäude, Kraftwerke sowie einsame Kolke und Seen liegen hier sehr dicht beieinander und alles, aber auch alles ist aufs Radfahren ausgelegt. Sogar eine Fahrradschnellweg führt über die Waal bis hin nach Arnhem, und die dazu benötigte Brücke teilt man sich tadellos mit dem Schieneverkehr.
Dem Nimweger erfreut der neue Arm zum tollen Natur und Freizeitgebiet, obgleich das Gelände durch viele Monumente an den 2ten Weltkrieg erinnert.
Fazit :
Auch wenn das Projekt noch anhält, so kann man schon heute (beeindruckt) Urteilen, das dieser Kaiserschnitt die schönste Narbe in der Region erhalten hat!