Rund um die Sonsbecker Schweiz
Rund um die Sonsbecker Schweiz. Der Niederrhein- eine Landschaft so platt wie ein malträtiertes Kalbsschnitzel. Gaumenfreundlich für jeden Radler der keine 27 Gänge sein “Eigen” nennen darf. Hier schwebt es von alleine. Garniert mit einem Salat aus Kuhwiesen mit abendlicher Idylle sowie einer Portion Pommes, die wie ein unendliches Streckennetz den Teller dominiert.
Eigentlich könnte man diese extrem überspitze Variante einfach so stehen lassen, aber es gibt sehr viel Ausnahmen die den Niederrhein tatsächlich noch viel schöner machen! Ein Beispiel ist die Region um Xanten, Sonsbeck und Uedem. Hier befindet sich eine interessante Formierung der Landschaft, die den Niederrhein von einer ganz anderen Seite zeigt. Die Rede ist von der Sonsbecker Schweiz. Die Sonsbecker Schweiz ist ein lieblich bewaldetes Hügelgebiet am unteren Niederrhein. Sie bildet einen Abschnitt des niederrheinischen Höhenzuges, geformt von Gletschern und zusammengeschobenen Sedimenten aus der Saale-Kaltzeit. Wo sich einst vor 250.000 Jahren eine 50–100 Meter dicke Eisschicht befand, gibt es heute viele kleine Hügel und diverse ungewöhnliche Sichtachsen.
Aus Xanten – Birten starte ich meine heutige Tour. Birten selbst ist ein kleines unauffälliges Dorf, welches jedoch viel zu erzählen hat. Durch die Verlagerung des Rheinbetts von 1557 bis 1764 wurde die Ortschaft oftmals aufgegeben. 5 Kirchen wurden gebaut – übrig ist heute seit 1767 die St. Viktor Kirche. Besonders an lauen und warmen Sommerabenden kommt aber Leben ins Dorf! Eine sehr bekannte Freilichtbühne lädt an Wochenenden bekannte „Prominente“ ins Dorf, sodass neben Orchester oder Comedians eine besondere Stimmung garantiert ist.
Von Birten aus fahre ich über die Landstraßen in Richtung Sonsbeck. Hier zeigt sich noch der typische Niederrhein mit seinen Feuchtwiesen, Wildgänsen und langgezogenen geraden Wiesen. In Sonsbeck passiere ich das Gerebernus-Haus mit seiner bekannten Wallfahrtskapelle. Dahinter ein kleiner „Römerturm“.
Ab hier beginnen auch die sogenannten Holwege die mich eine ganze Zeit immer wieder begleiten werden. Ein Holweg ist eine Straße, die ins Gelände eingelassen worden ist. Neben leichten Hügeln und Wiesen erreiche ich nach mehreren Kilometern durch den „Uedemer Bruch“ auch den unteren Teil vom Gochfortzberg vor Uedem. Er ist die höchste Erhebung von mehreren Kuppen.
Dort gibt es eine kleine alte zurückgelassene militärische Einrichtung, die aber nicht im Zusammenhang mit dem der Geschichte um den Gochfortzberg steht.
>>Bekannt wurde dieser Berg 1987 durch den Fund eines fossilen Skeletts, dem Wal von Kervenheim. Wenig bekannt sind die Sagen und Geschichten aus grauer Vorzeit, die sich um diesen Berg ergeben. Archäologische Funde verweisen auf die besondere Bedeutung dieses Berges. Nachgewissen wird eine kontinuierliche Besiedlung von der Steinzeit über die Eisenzeit bis zum frühen Mittelalter. Am Gochfortzberg stellt sich die Frage nach der Villa Geizefurt, einer karolingischen Siedlung, aus archäologischer Sicht völlig neu. Mit dieser Fragestellung ist das Thema für Uedemer-, Kervenheimer- und Weezer Bürger von besonderem Interesse<< Quelle: Heimat und Verkehrsverein Uedem.
Ich verlasse die kleine ehemalige militärische Einrichtung und fahre weiter zum Rande von Uedem, wo sich für den gemeinen Radfahrer ein wunderschöner Streckenabschnitt verbirgt. Es ist das alte Gleisbett der Boxteler – Bahn welches zur Radfahrtrasse umgebaut worden ist.
Die Boxteler-Bahn war früher eine wichtige Verbindung von Boxtel (NL) nach Wesel (D). >>Rund um die historische Bahnstrecke zwischen Wesel und Boxtel ranken sich zahlreiche Geschichten und Anekdoten aus der Blütezeit der Eisenbahngeschichte. Sie war seinerzeit nicht nur die schnellste Ost-West-Verbindung zwischen London über Berlin bis nach St. Petersburg. Besonders die Nutzung durch die europäischen Königshäuser oder die russische Zarenfamilie trug zur großen Popularität bei. Um die Historie erlebbar zu machen, wurde eine Radroute „Auf den Spuren der Boxteler Bahn“ entwickelt, die auf etwa 155 km durch wunderschöne Landschaft immer wieder auf Spuren der legendären Bahnverbindung stößt. Informationstafeln längs der Strecke erzählen die spannende Geschichte, eine Radwander- und Erlebniskarte zur Radroute ist bei den beteiligten Kommunen erhältlich.<< Quelle: http://www.boxtelerbahn.eu
Durch den Uedemer Hochwald geht es weiter. Hier ist es sehr Matschig. Aber auch diese Passage hat einen besonderen Reiz
Kurz hinter der Ortschaft Labbeck erreiche ich dann auch endlich den Teilabschnitt, worum es in der Überschrift geht. Die Sonsbecker Schweiz. Jetzt wird alles (für Niederrheinische Verhältnisse) sehr “bergig” und die Landschaft formt sich mit Hügelwellen durch die vielen Holwege. Das Panorama ist schön, und hinter der ein oder andern Kuppe ist auch von weiten der mächtige Xantener Dom zu erkennen.
Über das Naturschutzgebiet Grenzdyck fahre ich wieder zurück zum Startpunkt in Richtung Birten.
Fazit:
Auch wenn das Wetter sich heute nicht von seiner schönsten Seite zeigen wollte, so ist die Tour „Rund um die Sonsbecker Schweiz“ etwas ganz besonderes. Sie zeigt auf, das der linke Niederrhein geografisch nicht in einer Schublade zu stecken ist!
One Comment
Lony
Lieber Andre,
auf der Suche nach schönen “Radelblogs” ;-), besonders mit Tourentipps hier vom wunderschönen Niederrhein, bin ich bei Dir gelandet. Ein toller Blog, den ich mal mit viel Muße studieren werden! Ich packe Dich gleich mal in meine Blogliste, damit ich hier nichts mehr verpasse.
Herzliche Grüße und hab nen relaxten Sonntag,
Lony